In Indien landete ein Streaming-Betreiber wegen IPTV-Piraterie in U-Haft. U.a. verbreitete er gesperrte pakistanische Sender.
Im digitalen Schattenreich des IPTV floriert auch in Indien ein Piraterie-Markt aus frei empfangbaren, aber illegalen TV-Signalen. Ein Mann aus Gujarat entwickelte nicht nur eine Plattform für illegale Streams, sondern betrieb sie auch mit einem eigenen Abo-Modell unter dem Namen „BOS IPTV“. Über bostv.org bot er Zugriff auf mehr als 85.000 TV-Kanäle, rund 29.000 HD-Filme und über 3.000 Webserien – darunter verbotene Inhalte aus Pakistan. Die Folge: Verhaftung, U-Haft und ein deutliches Nein zur Kaution.
IPTV-Piraterie Indien: Die Plattform bostv.org und ihre Reichweite
Was aussieht wie ein klassischer Piraterie-Fall, entpuppte sich als ausgeklügeltes Streaming-Imperium. Die inzwischen abgeschaltete Plattform bostv.org war eine nicht autorisierte Website, die unter anderem gesperrte pakistanische Nachrichtenkanäle, indische Entertainment-Sender, Sportstreams und Kinofilme im Programm hatte. Der Betreiber verlangte von seinen Kunden 150 Rupien im Monat (ca. 1,54 Euro) oder 400 Rupien (ca. 4,10 Euro) für drei Monate.
Wie Storyboard 18 berichtete, soll der illegale Streamingdienst unter dem Markennamen „BOS IPTV“ jährlich etwa 700 Crore Rupien umgesetzt haben. Das sind umgerechnet rund 73 Millionen Euro. Laut Aussagen der Ermittlungsbehörden war der illegale IPTV-Dienst seit dem Jahr 2020 aktiv.
Über fünf Millionen Nutzer griffen laut Ermittlern regelmäßig auf die Inhalte der Plattform zu – ein gewaltiges Publikum für einen illegalen Dienst. Bostv.org war kein Hobbyprojekt – es war ein lukratives Geschäftsmodell mit eindeutiger Gewinnerzielungsabsicht.
Gericht zieht die Reißleine – keine Kaution, kein Pardon
Wie das regionale Nachrichtenportal DeshGujarat am 3. Juni 2025 berichtete, verweigerte das zuständige Gericht in Bhuj (Gujarat) dem Mann nach seiner Festnahme im Februar 2024 die Freilassung auf Kaution. Die Staatsanwaltschaft warnte vor Verdunkelungsgefahr, Fluchtgefahr und dem massiven Ausmaß der Vergehen. Besonders schwer wiegt dabei die Verbreitung pakistanischer Sender – viele davon stehen auf einer offiziellen Sperrliste, da sie als staatsfeindlich oder propagandistisch gelten.

Im Zentrum des Vorwurfs steht damit nicht nur die technische Umsetzung, sondern die bewusste Umgehung staatlicher Informationskontrolle in Kombination mit kommerziellem Eigennutz. Konkret soll der Beschuldigte durch die Verbreitung extremistischer Inhalte von dschihadistischen Sendungen über pakistanische Kanäle zur Aufwiegelung beigetragen sowie durch Urheberrechtsverletzungen finanzielle Schäden in Millionenhöhe verursacht haben. In seinem Antrag auf Kaution wies der Beschuldigte jedoch die Vorwürfe zurück und beteuerte seine Unschuld.
Die Ermittlungen sollen allerdings bestätigt haben, dass er „gegen eine Gebühr illegal verbotene pakistanische Sender streamte und mit Raubkopien und Bezahlsendern Hunderttausende Rupien verdiente“. Die Behörden untersuchen noch, ob er Verbindungen zu Personen oder Organisationen in Pakistan hat.
Hausdurchsuchung bei Streaming-Pirat: Technik, Konten, Kapital – alles beschlagnahmt
Die Behörden konfiszierten bei dem Angeklagten vier Mobiltelefone, drei Laptops und eine Festplatte. Außerdem stellte die Polizei acht Scheckbücher, neun Debitkarten und fünf Sparbücher sicher. Derzeit laufen Ermittlungen wegen möglicher Auslandstransaktionen. Es besteht der Verdacht, dass er mit illegalen Mitteln Eigentum erworben hat und im Falle einer Freilassung gegen Kaution fliehen könnte.

Auffällig wäre auch die Analyse seiner Bankbewegungen. Zwischen dem 2. September 2024 und dem 6. Mai 2025 wurden Einzahlungen in Höhe von 43,6 Lakh Rupien (ca. 44.740,00 Euro) sowie Abhebungen in nahezu gleicher Höhe festgestellt. Die Ermittlungen bezüglich der finanziellen Aktivitäten dauern an.
Fazit: IPTV-Piraterie in Indien führte zu harten Konsequenzen
Wer bisher dachte, IPTV-Piraterie sei lediglich ein Katz-und-Maus-Spiel mit Rechteinhabern, erlebt mit dem Fall eine Lektion in Sachen Realität. IPTV-Piraterie in Indien hat damit die Schwelle zur kriminellen Infrastruktur längst überschritten. Besonders, wenn eigene Plattformen entstehen, Geld fließt und politische Interessen tangiert werden. Die Kombination von Streaming, Politik und Justiz vereint sich hier zu einem explosiven Gemisch. Der Fall von bostv.org ist zudem ein Paradebeispiel für das Vorgehen des Staates: gezielt, hart und mit klarer Signalwirkung.